Eulenfalter im Jahresverlauf
Während bei den Tagfaltern nur wenige Arten bereits im zeitigen Frühjahr fliegen (wie z.B. der Aurorafalter, Anthocharis cardamines) und auch nur wenige Arten bis in den Spätsommer anzutreffen sind, ist die Spannbreite im Jahr bei den Nachtfaltern wesentlich größer. Bereits im Januar schlüpfen Schneespanner (Phigalia pilosaria) aus ihrem Kokon und die Kleinen Frostspanner (Operophtera brumata) sind vor allem im November und Dezember anzutreffen. Im Zeitraum dazwischen tummeln sich viele, viele Nachtfalterarten, von denen sich zahllreiche auf bestimmte Jahreszeiten spezialisiert haben. Als Beispiel seien hier verschiedene Eulenfalter (Familie Noctuidae) genannt.
Eine häufige und typische Frühlingsart, die vor allem im März und April zahlreich anzutreffen ist, ist die Rundflügel-Kätzcheneule (Orthosia cerasi). Sie ist oft in der Dunkelheit an den blühenden Kätzchen der Weiden zu finden. Auffällig sind auf ihren Flügeln die hellumrandete Nieren- und Ringmakel. Ab Mitte Mai sind nur noch in Einzelfällen Tiere dieser Art zu beobachten. Aus den gelegten Eiern entwickeln sich im jeweiligen Jahr noch die Raupen, die wiederum bis zur Puppenreife fressen und dann als Puppe überwintern.
Ab Mai erscheinen die ersten Falter der Saateule (Agrotis segetum), deren erste Generation in eine zweite im Spätsommer übergeht. Dadurch ist diese Art bis in den Spätherbst als Falter anzutreffen. Diese Art überwintert als Raupe.
Ebenfalls in mehreren Generationen fliegt die Weißpunkt-Graseule (Mythimna albipuncta). Von Mitte Mai bis Ende Juni ist die erste, von Mitte Juli bis Mitte September die zweite und bis Ende Oktober sogar Tiere einer dritten Generation anzutreffen. Auch bei dieser Art überwintern die Raupen.
Ab Juli sind Falter der Getreide-Halmeulen (Artenkomplex Mesapamea secalis/secalella) aktiv. Die beiden Arten des Artenkomplex lassen sich nur genitalmorphologisch und nicht durch ihr Aussehen unterscheiden. Ihre Flugzeit reicht bis höchstens Mitte September. Die Raupe überwintert.
Neu erscheinen ab August die Falter der sehr häufigen Braunen Spätsommer-Bodeneule (Xestia xanthographa). Bis höchstens Mitte Oktober sind sie aktiv. Überwinterungsstadium ist bei dieser Art ebenfalls die Raupe.
Ebenfalls im Spätsommer sind inzwischen nicht mehr nur vereinzelt, sondern zumindest in Hessen bereits in nennenswerter Zahl einfliegende Südliche Graseulen (Mythimna vitellina) beobachtet worden. Sie fliegen sowohl Köder wie auch Lichtquellen an. Aktuell geht man davon aus, dass keine Überwinterung in Deutschland stattfindet.
Ab September ist die Jahreszeit für die Heidelbeer-Wintereule (Conistra vacinii) gekommen. Diese überwintert als Falter und ist daher auch an milden Tagen des Winters sowie ab Februar wieder aktiv. Sie gehört damit zu den letzten bzw. ersten Eulenfaltern des Jahres.